Angst vor Strahlentherapie überwinden – Wie Psychoonkolog*innen helfen können

Bei rund der Hälfte aller Krebsbetroffenen ist die Strahlentherapie ein wichtiger Teil der Behandlung. Bestrahlungen können ganz unterschiedlich ablaufen, und es ranken sich einige Mythen rund um die Strahlentherapie. Fakt ist, dass über 40 % aller Patient*innen vor dem Start einer Strahlentherapie starke Ängste verspüren. Aufklärung rund um das Thema Bestrahlung kann helfen, mit der bevorstehenden therapeutischen Maßnahme besser umzugehen.

In diesem Artikel erfahren Sie

  • was die Angst vor der Strahlentherapie auslösen kann,
  • was Ihnen beim Umgang mit der Angst vor der Strahlentherapie helfen kann,
  • wie Psychoonkolog*innen Sie in dieser Phase unterstützen können.

Was bedeutet Strahlentherapie?

Die Strahlentherapie hilft bei der Behandlung von Krebserkrankungen. Bei fast allen Arten der Erkrankung kann Strahlentherapie eine wichtige Rolle spielen. Durch zielgerichtetes Bestrahlen von Tumorzellen kommt es zur Zerstörung dieser Zellen. Das ist z.B. anders als bei einer Chemotherapie, die sich auf alle Körperzellen auswirkt (systemische Wirkung).

Die Strahlung wirkt in den Krebszellen und schont das umliegende gesunde Gewebe weitgehend.
Zu Beginn der Therapie findet eine genaue Bestrahlungsplanung statt: nach einer Computertomografie erfolgt das Festlegen und Markieren der individuellen Bestrahlungspunkte. Ihr Facharzt für Strahlentherapie und sein Team erstellen dann den Bestrahlungsplan.

Die Strahlentherapie kann vor einer Operation oder danach durchgeführt werden. Sie kann aber auch eine Operation ersetzen. Wann eine Bestrahlung stattfindet, hängt von verschiedenen Faktoren ab, die die Onkolog*innen zusammen mit anderen Fachärztinnen und Fachärzten besprechen.

Ursachen für Angst vor Strahlentherapie

Bestrahlung: Die große Unbekannte

„Ich weiß nicht wirklich, was auf mich zukommt“, „Worauf sollte ich besonders achten?“und „Wie sehr erschöpft mich diese Therapie?“ – Das sind einige Gedanken, die bei einer bevorstehenden Bestrahlung auftreten können.

Die ganze Situation ist neu und belastend für Sie. Strahlentherapie klingt für viele Patient*innen fast futuristisch, Strahlen sind nicht sichtbar, nicht hörbar und somit nicht greifbar oder vorstellbar. All das macht die Behandlung nicht fassbar. Unsicherheit und falsche Vorstellungen können auftreten und lösen ein Gefühl von Angst aus. Ihr Gehirn versucht, sich an die neue Situation anzupassen.

Auf der Suche nach Informationen ist es wichtig, wo Sie nachschauen und wem Sie Ihre Fragen stellen. Falsche Informationen verstärken die Angst vor der Strahlentherapie. Der beste Ansprechpartner ist in jedem Fall Ihre Ärztin oder Ihr Arzt!

Wo bleibt die Strahlung nach der Bestrahlung?

Diese Frage stellen sich viele Betroffene. Mit dem Wort Bestrahlung wird allgemein etwas Negatives verbunden und manche Patient*innen fragen sich, ob sie danach radioaktiv sind. Das ist natürlich nicht der Fall. Die Strahlung erfolgt – kurz – wenn das Gerät eingeschaltet ist.

Es ist wichtig zu verstehen, dass in der Therapiezeit die Strahlung gezielt in Ihrem Tumorgewebe wirkt. Sobald die Bestrahlungszeit beendet ist und das Bestrahlungsgerät ausgeschaltet wird, besteht keine Strahlung mehr.

Alleine sein während der Behandlung

Während der einzelnen Strahlentherapiesitzungen befinden Sie sich alleine im Behandlungsraum, und Sie müssen aufgrund der zielgenauen Bestrahlung so still wie möglich liegen. Bei einigen Menschen löst die fehlende Bewegungsfreiheit Angst aus. Ein Spezialfall ist die Bestrahlung bei Hirntumoren, bei denen eine Bestrahlungsmaske getragen werden muss. Die meisten Betroffenen finden diese Maske sehr unangenehm, und sie kann ein „Beklemmungsgefühl“ auslösen.

Tipp: Gedankenreise während der Bestrahlung

Ein hilfreicher Tipp bei Angst bei der Bestrahlung ist, dass Sie während der Therapie die Augen schließen und sich einen persönlich angenehmen Ort vorstellen. Es kann ein bekannter Ort sein, denn Sie sehr schätzen. Oder aber ein noch unbekannter Ort, den Sie sich in Ihrer Fantasie vorstellen und langsam vervollständigen. Wenn Sie wollen, laden Sie auch andere Personen ein, die dann gemeinsam mit Ihnen an diesem schönen Ort verweilen.

Angst vor möglichen Nebenwirkungen

„Wie werde ich die Bestrahlung vertragen?“ „Was wird auf mich und meinen Körper in der Therapie zukommen?“ „Was für Nebenwirkungen können auftreten?“ – Das können Gedanken sein, die Betroffene sehr beschäftigen.

Die Bestrahlung wirkt gezielt auf die Tumorzellen, aber zu einem bestimmten Teil auch auf die gesunden Zellen im umliegenden Bereich. Deshalb kann es in diesem Bereich zu Nebenwirkungen kommen, die jedoch heute immer seltener auftreten. Das liegt an der Bestrahlungsplanung und dem Einsatz hoch entwickelter Technologien, die sich ständig verbessern.

Nach Bestrahlungen im Kopf-Hals-Bereich können Schleimhautentzündungen im Mund oder Speiseröhre sowie Hautrötungen auftreten. Eine Bestrahlung im Bauchbereich kann von Übelkeit, Erbrechen und Durchfall begleitet werden, und bei einer Strahlentherapie des Gehirns kann es zu Haarverlust kommen. Müdigkeit, Fieber oder Appetitlosigkeit können vorübergehende Symptome sein.

Ein Tipp für die Pflege Ihres Körpers

Verwenden Sie während der gesamten Strahlentherapie schonende Produkte. Seien Sie vorsichtig, wenn Sie in der Sonne sind und nehmen Sie gesunde Nahrungsmittel zu sich. So können Sie Ihren Körper in dieser Zeit positiv unterstützen. Weitere hilfreiche Informationen finden Sie in dieser Broschüre.

Ein psychologischer Tipp

Machen Sie sich sowohl allgemein als auch vor jeder Strahlentherapie bewusst, dass diese Therapie zu Ihrem Wohl ist. Sie hilft Ihnen dabei, wieder gesund zu werden bzw. die gefährlichen Krebszellen zu zerstören. Damit wird Ihr Immunsystem unterstützt und es kann die zerstörten Zellen aus dem Körper transportieren.

Angst vor (Spät)Folgen nach einer Strahlentherapie

„Werde ich nach der Therapie wieder genauso belastbar sein wie vor dem Krebs?“ „Wie wird mein Alltag bzw. mein Leben nach der Bestrahlung aussehen?“ „Werde ich alles machen können, wie ich möchte?“ – Das sind wichtige Fragen, bei denen konkrete Sorgen vor den Folgen einer Krebstherapie mitschwingen.

Allgemein gibt es, dank der ständig besser werdenden Technik, wenig bis keine dauerhaften Spätfolgen. Wenn es zu seltenen Spätfolgen kommt, kann es helfen, die Spätfolge im Zusammenhang mit dem Nutzen der Therapie zu sehen. Die Strahlentherapie verkleinert Ihren Krebs oder zerstört ihn komplett.

Tipps bei Angst vor Strahlentherapie

Sprechen Sie mit Ihren Ärzten über Ihre Strahlentherapie

Wenn Sie sich Informationen zur bevorstehenden Strahlentherapie wünschen, sprechen Sie bitte mit der Ärztin oder dem Arzt Ihres Vertrauens. Alle Fragen, egal wie viele es sind, sollten Sie in Ruhe besprechen. Nehmen Sie sich gerne eine zweite Person mit zum Termin oder notieren Sie sich die Antworten.

Es ist wichtig, dass Sie sich gut informiert und vorbereitet fühlen, bevor die Therapie beginnt. Aus Studien weiß man, dass informierte Patienten unter weniger Anspannung und Ängsten leiden.

Über Angst und Sorgen mit Psychoonkolog*innen sprechen

Wenn Sie eine Strahlentherapie erhalten sollen oder sich gerade in einer Strahlentherapie befinden, können Sie auch von psychoonkologischer Begleitung profitieren. In diesen Treffen sprechen Sie mit ausgewiesenen Experten für seelische und körperliche Belange über Ihre Ängste und Sorgen.

Kompetente Psychoonkolog*innen helfen Ihnen dabei, einen Weg zu finden, wie Sie Ihre Ängste besser bewältigen können. Sie können Ihnen mit Tipps dabei helfen, die Angst vor der Strahlentherapie zu überwinden und Ihnen ein Gefühl der Sicherheit, des Vertrauens und der Zuversicht zu vermitteln.

Wenn Sie das Gefühl haben, dass die Angst zum ständigen Begleiter wird und ihre Gedanken nicht mehr loslässt oder die aktuelle Situation sehr belastend ist, dann ist das ein guter Zeitpunkt, mit Psychoonkolog*innen zu sprechen. Psychoonkologische Fachkräfte können Sie in Ihrer Klinik oder in einer nahegelegenen Krebsberatungsstelle antreffen.

Sollten Sie vor Ort keine geeigneten Ansprechpartner finden, dann haben Sie z.B. die Möglichkeit über die Plattform helgahilft.com innerhalb von 7 Tagen eine Psychoonkologin zu finden. Die Plattform bietet individuelle Beratungsgespräche per Videokonferenz an. Eine Gruppe sehr erfahrener Psychoonkologinnen steht Ihnen zur Verfügung.

Probieren Sie es einfach aus – hier geht’s zur Anmeldung für die kostenlose Erstberatung. 

Tipp zum Umgang mit körperlicher Anspannung

Die Krebsdiagnose, die aktuelle Therapie sowie die damit verbundenen Gedanken und Gefühle führen verständlicherweise zu einem angespannten Körper. Eine Übung, Anspannung zu lindern, ist folgende:

Nehmen Sie zuerst wahr, wo Sie sich gerade verspannt fühlen.
Dann spannen Sie mit dem Einatmen diese Muskeln an, z.B. Schultern. Nach dem vollständigen Einatmen halten Sie den Atem für eine Sekunde an.
Beim Ausatmen lassen Sie die Anspannung bewusst los, indem Sie z.B. die Schultern sinken lassen.
Wiederholen Sie das Anspannen und Entspannen der Muskeln einige Male. Atmen Sie danach für einige Minuten tief ein und aus, ohne die Muskeln anzuspannen.

Mit anderen Betroffenen ins Gespräch kommen

Gespräche mit anderen Betroffenen sind ein Weg, der sich für viele Menschen mit einer Krebserkrankung und bevorstehender Strahlentherapie als hilfreich erwiesen hat. Menschen, die aus eigener Erfahrung berichten können, sind eine große Unterstützung für andere.

Vielleicht gibt es auch einige Betroffene in der Klinik oder in einer Selbsthilfegruppe, die Tipps aus eigener Erfahrung zum Umgang mit den zu erwartenden Nebenwirkungen für Sie haben. Im Rahmen einer Gruppe können Patient*innen ihre Erfahrungen mit anderen teilen, sich gegenseitig unterstützen und gemeinsam neue Perspektiven und Strategien entwickeln, um die Herausforderungen des Lebens mit Krebs zu meistern.

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