Jede Krebstherapie ist körperlich und psychisch belastend. So leiden z.B. neun von zehn Betroffenen während oder nach der Krebstherapie an Fatigue-Symptomen – einer akuten Erschöpfung, die nach einigen Wochen oder Monaten wieder abklingt. Bei 20 bis 50 Prozent der Betroffenen tritt jedoch eine chronische Fatigue auf, die sich über Monate oder gar Jahre anhält. Und sie kann auch deutlich verzögert nach der Behandlung auftreten. Das Auftreten von Fatigue Symptomen ist dabei unabhängig von der Krebstherapie – Chemotherapie, Bestrahlung oder Immuntherapie.
Heike beschreibt ihre Erfahrung mit Fatigue so:
„Schon während der Chemotherapien merkte ich, wie ich zunehmend schwächer wurde und immer länger brauchte, um mich zu erholen. Komplikationen und Nebenwirkungen wie Lungenentzündungen und Knochenschmerzen waren mehr und mehr anstrengend für meinen Körper. In der Zeit der Bestrahlung gesellte sich dann dieses neue bleierne Gefühl dazu. Es eroberte mich vollkommen und ließ mich handlungsunfähig werden. Es fühlte sich an, als würde Blei in jeder Zelle meines Körpers fließen.“
In diesem Beitrag erfahren Sie,
- welche psychischen und körperlichen Belastungen mit krebsinduzierter Fatigue zusammenhängen,
- wie Psychoonkologie Ihnen dabei helfen kann, mit diesen Belastungen umzugehen und
- wie Sie einfach und ohne lange Wartezeiten psychoonkologische Unterstützung bei Helga erhalten können.
Was ist eine krebsinduzierte Fatigue?
Fatigue ist das französische Wort für Müdigkeit und Erschöpfung. Dabei handelt es sich um eine langanhaltende, starke und sehr belastende Müdigkeit, die nicht durch Schlaf oder Ruhephasen verschwindet. Im Zusammenhang mit einer Krebserkrankung handelt es sich also um eine krebsbedingte Fatigue (cancer related Fatigue CRF), d.h. die Tumorerkrankung löst die Fatigue aus und hält sie aufrecht.
Die Fatigue kann sich als physische, emotionale und/oder kognitive Ermüdung zeigen.
Beim chronischen Erschöpfungssyndrom übersteigt das Müdigkeitsgefühl eine normale Müdigkeit ganz deutlich im Ausmaß und auch in der Dauer. Es ist anders als nach einer schlaflosen Nacht oder einer stressigen Situation.
Zu den verschiedenen Fatigue-Symptomen zählen:
- Müdigkeit
- Lustlosigkeit
- Schwäche
- stark geminderte Leistungsfähigkeit
- Interessenverlust, geringe Motivation
- Schlafstörungen
- Konzentrationsprobleme
- Traurigkeit, Frust oder Reizbarkeit
- seelische Erschöpfung
- Angst, nicht wieder gesund zu werden
- Verlust des Interesses am Leben
- Rückzug und Entfremdung von Freunden und Familie
Diese Symptome belasten Betroffene während der Therapie und erschweren den Übergang in den Alltag nach einer Krebserkrankung.
Fatigue hat nicht nur eine einzige Ursache, sondern es gibt zahlreiche mögliche Auslöser. Dazu zählen:
Krebserkrankung: Der Tumor selbst kann den Körper belasten und zur Erschöpfung führen. Krebszellen verbrauchen häufig erhebliche Mengen an Energie. Der Körper reagiert auf die Anwesenheit von Krebszellen mit einer Reihe von körperlichen Veränderungen.
Chemotherapie: Die Chemotherapie zählt zu den häufigsten Auslösern von Fatigue bei Krebspatient*innen. Die starken Medikamente können nicht nur Krebszellen angreifen, sondern auch gesunde Zellen, was wiederum Erschöpfung hervorrufen kann.
Strahlentherapie: Die Strahlentherapie kann, ähnlich wie die Chemotherapie, Müdigkeit verursachen, da sie sowohl auf Krebszellen als auch auf gesundes Gewebe einwirkt.
Immuntherapie: Diese vielversprechende Behandlungsoption kann aufgrund ihrer immunstimulierenden Wirkung zur Erschöpfung führen, da der Körper stark auf diese Therapie reagiert.
Andere Auswirkungen der Behandlung: Notwendige Operationen, andere Tumormedikamente, Medikamente gegen andere Beschwerden oder Krankheiten neben der Krebserkrankung lösen möglicherweise eine Fatigue aus.
Hormonmangel: z.B. Mangel an Schilddrüsenhormonen, Nebennierenhormonen, Geschlechtshormonen.
Begleiterkrankungen und Organschäden: Während der Krebsbehandlung oder aufgrund des Tumors selbst kann es zu Blutarmut, auch Anämie genannt, kommen. Anämie ist eine häufige Ursache für Fatigue, da im Körper zu wenige rote Blutkörperchen vorhanden sind und somit auch zu wenig Sauerstoff transportiert wird. Dies führt zu gestörtem Sauerstoff-Kohlenstoffdioxid-Austausch und zeigt sich in Müdigkeit, Schwäche, Kopfschmerzen. Eine Anämie kann sogar Atemnot verursachen.
Schmerzen: Dauerhafte Schmerzen führen zu angespannten Muskeln, die deutlich mehr Energie verbrauchen als entspannte Muskeln und somit Erschöpfung auslösen können. Bestimmte Schmerzmittel, wie Opioide, können eine Fatigue begünstigen. Allerdings gewöhnt sich der Körper auch an diese Medikamente, und die Erschöpfung lässt dann wieder nach.
Psychische Folgen der Krebserkrankung: Eine Krebserkrankung kann kurzfristig oder dauerhaft zu Angst, depressiver Stimmung und starkem Stress führen.
Schlafstörungen
Mangelernährung
Dauerhafte Entzündungen
Wenig körperliches Training: Geringes Training führt zu einem Muskelabbau, der eine Fatigue begünstigt.
Mögliche Belastungen bei Fatigue
Krebsinduzierte Fatigue kann zu Problemen in verschiedenen Bereichen führen.
Psychologisch: Depression, Angst, Frustration, Reizbarkeit, verringerte Lebensfreude.
Funktional: Inaktivität, Unterbrechungen der alltäglichen Tätigkeiten notwendig, Schwäche, geringe körperliche Belastbarkeit, Appetitverlust.
Kognitiv: Konzentrations- und Aufmerksamkeitsprobleme, Probleme lösen und Entscheidungen treffen sind kaum möglich.
Sozial und im Beruf: sozialer Rückzug, Schwierigkeiten, gewohnte Rollen einzunehmen (z.B. als Arbeitnehmer*in, Mutter, Vater), Arbeitsunfähigkeit, Einkommensverlust.
Fatigue beeinflusst die betroffene Person, ihre Selbstwahrnehmung und ihre Rolle innerhalb der Familie.
„Ich fühlte mich dauerhaft so, als wenn ich nicht produktiv bin – weder beim Haus putzen oder im Garten, noch bei irgendwas anderem. Aber ich sollte doch etwas tun.“
Fatigue und Depression
Die Konfrontation mit einer Krebserkrankung stellt eine besonders herausfordernde Situation für Betroffene und ihre Angehörigen dar. Die Angst vor den Veränderungen im Lebensumfeld oder vor dem Tod kann Gefühle von Hoffnungslosigkeit und Traurigkeit hervorrufen. Die eingeschränkte Kontrolle über das bisherige Leben kann den Selbstwert mindern und depressive Stimmungen verstärken.
Fatigue ist also häufig von einer Depression begleitet. Obwohl sie viele gemeinsame Symptome teilen, handelt es sich aber um unterschiedliche Erkrankungen.
Chronische Fatigue tritt in der Regel plötzlich auf und ist eng mit der Krebserkrankung und/oder der Therapie verbunden. Im Gegensatz dazu entwickelt sich Depression schleichend. Menschen mit Depressionen neigen dazu, sich zurückzuziehen und zu resignieren, während Personen mit Fatigue eher aktiv nach Hilfe und Gesprächspartnern suchen.
Anzeichen von Fatigue erkennen
Diese drei Fragen helfen Ihnen dabei, eine krebsinduzierte Fatigue festzustellen:
- Fühlen Sie sich derzeit müde oder erschöpft?
- Falls ja, wie stark ist Ihre Müdigkeit oder Erschöpfung auf einer Skala von 0 bis 10 (0 = gar nicht, 10 = sehr stark)?
- Wie beeinträchtigt die Erschöpfung Ihre Fähigkeit, alltägliche Aufgaben zu bewältigen?
Viele Betroffene nehmen Erschöpfung nicht als behandlungswürdiges Symptom wahr, sondern als lästige Begleiterscheinung der Therapie oder der Krebserkrankung.
Wenn Sie anhaltende Erschöpfung verspüren und im Alltag eingeschränkt sind, sprechen Sie bitte mit Ihrem Onkologen und/oder Psychoonkologen. Ein detailliertes Gespräch ist unerlässlich für die Diagnose von Fatigue. Ihre eigene Beschreibung der Erschöpfung und möglicherweise die Einschätzung einer nahestehenden Person sind entscheidend für die Diagnose.
Je früher Sie sich an jemanden wenden, desto schneller kann eine Behandlung beginnen, was Sie rasch entlasten und dadurch Ihre Lebensqualität positiv beeinflussen kann.
Effektive Behandlungsansätze bei krebsinduzierter Fatigue
Die geeignete Behandlung hängt von der individuellen Situation und den persönlichen Auslösern der Fatigue ab. Die Behandlung einer akuten Fatigue ist anders als bei chronischer Fatigue.
Behandlung bei Blutarmut
In Fällen von Blutarmut hat sich gezeigt, dass der Körper nach der Krebsbehandlung in der Lage ist, diese eigenständig zu bewältigen, da nach und nach wieder ausreichend Blutzellen im Knochenmark produziert werden.
In fortgeschrittenen Stadien der Krebserkrankung, wenn die Lebensqualität durch Anämie stark beeinträchtigt ist, können Transfusionen oder die Verabreichung von Wachstumsfaktoren gegeben werden. Wachstumsfaktoren führen zur vermehrten Bildung von Blutzellen im Körper.
Medikamentöse Behandlung
Bisher existieren keine spezifischen Medikamente zur Behandlung von Fatigue. Derzeit werden Medikamente lediglich zur Schmerzlinderung, Behandlung von Schlafstörungen im Kontext von Fatigue oder zur Bewältigung einer zusätzlichen Depression eingesetzt.
Bewegen statt Schonen
In zahlreichen Studien zeigte sich, dass Bewegungstraining Fatigue lindern kann. Es ist wichtig, körperliche Aktivitäten zu wählen, die für Sie möglich und passend sind. Bezüglich der Dauer können Sie experimentieren und sollten mit sanften Übungen beginnen, um sich dann schrittweise zu steigern.
Möglicherweise gibt es in Ihrer Nähe eine Krebssportgruppe, die Ihnen wertvolle Tipps und Anleitungen geben kann. Diese Gruppen gestalten ihre Bewegungseinheiten so, dass Kraft- und Ausdauerübungen durch entspannende Praktiken wie Yoga oder Tai Chi ergänzt werden.
Passende Gruppen können Sie beim Netzwerk OnkoAktiv unter https://netzwerk-onkoaktiv.de/ finden, oder Sie suchen nach zertifizierten Onkologischen Trainings- und Bewegungstherapeuten, OTT-Therapeuten, in Ihrer Nähe unter https://cio.uk-koeln.de/leben-mit-krebs/bewegung/ott-therapeutensuche/.
Tagesablauf verändern und Aufgaben priorisieren
Ein bedeutender Bestandteil der Behandlung ist die Anpassung des Tagesablaufs. Ziel ist es, den Druck bezüglich Aufgaben und Leistung zu reduzieren und im täglichen Ablauf zu bestimmen, welche Aufgaben am wichtigsten sind.
Tägliche Ruhepausen
Neben der Förderung von Aktivität im Alltag durch Bewegung ist es ebenso wichtig, sich täglich ausreichend Ruhe zu gönnen. Dies kann durch Schlaf, einfaches Hinlegen und Entspannungstechniken erfolgen.
Ziel der Behandlung ist es, Ihr persönliches Belastungsniveau herauszufinden und Ihren Tag entsprechend zu gestalten und genügend Ruhephasen einzubauen. Finden Sie Ihr eigenes neues Tempo und geben Sie sich Zeit.
Vermeiden Sie eine Überlastung. Diese verstärkt die Fatigue.
So kann Ihnen Psychoonkologie bei Fatigue helfen
Die Erkrankung greifbar machen
Neben Ärzten erklären Ihnen Psychoonkolog*innen Symptome und Ursachen einer Fatigue und machen Sie mit der Erkrankung vertraut. Im Gespräch können Sie persönliche Fragen stellen. Ein Verständnis für die Erkrankung erleichtert die Alltagsgestaltung und die Behandlung. Ärzteschaft und Psychoonkolog*innen erklären Ihnen zudem die verschiedenen Therapieoptionen und finden gemeinsam mit Ihnen die passende Behandlung.
Tagesablauf verändern
Vor Ihrer Krebserkrankung haben viele Betroffenen einen aktives Leben geführt, haben vermutlich vielfältige familiäre und berufliche Aufgaben mit Leichtigkeit erledigt.
Während der Krebsbehandlung und auch danach können Ängste und Sorgen aufkommen, wie etwa ‚Wie soll ich nun meinen Alltag mit all seinen Aufgaben bewältigen?‘ oder ‚Ich habe nicht mehr genügend Kraft für meine Aufgaben.”
In Zusammenarbeit mit Psychoonkolog*innen betrachten Sie sich zunächst Ihren aktuellen Alltag an und wie viel Energie jede einzelne Aufgabe erfordert. Darauf aufbauend werden die anstehenden Aufgaben nach ihrer Wichtigkeit priorisiert. Gemeinsam finden Sie heraus, zu welchen Zeiten im Laufe des Tages Sie die Aufgaben angehen können, um im Einklang mit Ihrem Energielevel zu sein.
Ruhephasen sind wichtig
Regelmäßige Ruhephasen sind neben der Anpassung des Tagesablaufs von großer Bedeutung. Sie können beispielsweise Entspannungstechniken erlernen. Die Palette reicht von Tai-Chi und Yoga bis hin zu Progressiver Muskelentspannung (PMR) oder Autogenem Training. Das Erlernen von Atemtechniken kann erhebliche Entspannung und Erleichterung in Ihren Alltag bringen.
In Gesprächen mit Psychoonkolog*innen können Sie gemeinsam herausfinden, welche Entspannungstechnik am besten zu Ihnen passt. Dabei erlernen Sie die Technik und erhalten zusätzlich Tipps, wie Sie zukünftig besser mit Stress im Alltag umgehen können.
Das eigene Tempo finden
Es kann erstmal anstrengend sein, das eigene, passende Tempo zu finden. Oft existieren bestimmte Gedankenmuster und Verhaltensweisen, die über Jahre aufgebaut wurden und die in der neuen Situation zu Stress führen.
Psychoonkolog*innen können dabei unterstützen, hohe Erwartungshaltungen und auch Bewertungen der eigenen Leistungen zu verändern und an das aktuelle Energielevel anzupassen. Dadurch erleben Sie weniger Frustration und sind besser in der Lage, Ihren Alltag und Ihr Leben selbstbestimmt zu gestalten.
Die ersten Schritte mit Helga gehen
Die Plattform helgahilft.com ermöglicht Ihnen, psychoonkologische Begleitung einfach einmal auszuprobieren. Nach der Anmeldung über die Website erhalten Sie einen Termin für ein informatives Telefonat und in weiterer Folge eine kostenlose Erstberatung. Das passiert innerhalb von wenigen Tagen.
Die Helga Psychoonkolog*innen sind erfahrene Expert*innen und seit vielen Jahren in ihrem Beruf tätig. Die Gespräche finden mittels Online-Videoberatung statt. Das hat für Sie den Vorteil, dass die Gespräche ortsunabhängig und vor allem zeitnah stattfinden können.
Die Handhabung ist einfach. Der Austausch funktioniert mit allen Geräten – dem Smartphone, Notebook oder PC – ohne separate Installation oder Download einer Software.
Wenn Sie das Angebot interessant finden, können Sie hier eine kostenlose Erstberatung buchen.
Hier finden Sie Erfahrungsberichte von Helga-Klient*innen. Die Plattform ist seit 2020 aktiv.
Quellen
Michael Tadman, Dave Roberts, Mark Foulkes: Oxford Handbook of Cancer Nursing. S. 519- (2019)
https://deutsche-fatigue-gesellschaft.de/fatigue/ursachen/