Krebs & Psyche – wie hängt das zusammen?

Einige Menschen glauben, dass seelische Belastungen wie z.B. ein Schicksalsschlag oder andauernder Stress zur Entstehung der Krebserkrankung beitragen kann. Fakt ist, dass es keine gesicherten Belege dafür gibt, dass es einen “seelischen Auslöser” für Krebserkrankungen gibt.

Vielleicht haben Sie auch schon mal vom Begriff der “Krebspersönlichkeit” gehört. Auch diese Bezeichnung geistert durch manche Medien und Publikationen. Gemeint ist damit, dass manche Menschen bzw. Charaktere eher Krebs bekommen als andere, diese werden dann als “Krebspersönlichkeiten” bezeichnet. Auch dafür gibt es keinerlei Belege! 

Andersherum gesehen, also wenn die psychische Situation nachfolgend zu einer Krebserkrankung betrachtet wird, sind durchaus Zusammenhänge feststellbar.

Krebs ist zwar eine Erkrankung des Körpers, sie betrifft aber den Mensch in seiner Gesamtheit. Eine Krebserkrankung hat große Auswirkungen auf das psychische Befinden des Betroffenen und auch seiner Angehörigen. Die Krankheit macht uns Menschen verständlicherweise Angst, führt zu Depressionen, Müdigkeit und Antriebslosigkeit. Diese Gefühle beeinträchtigen die Lebensqualität in großem Ausmaß, aber nicht nur das, sie wirken sich auch auf die Bereitschaft aus, Therapien anzugehen oder konsequent zu Ende zu führen und selbstbestimmt wichtige Schritte für die eigene Gesundheit zu gehen. 

Die medizinische Behandlung ist hochentwickelt und macht vieles möglich, was vor ein paar Jahren noch unvorstellbar war. Viele Betroffene können geheilt werden oder führen für viele Jahre ein Leben mit der chronischen Erkrankung als „ständiger Begleiter”. Nichtsdestotrotz ist ein stabiles psychisches Befinden ein wichtiger Bestandteil auf dem Weg hin zu einem guten Leben mit der “Erfahrung” Krebs.

In Zahlen formuliert

20 bis 40 % der Krebserkrankten erleben herausragende psychische Belastungen. Eine aktuelle Studie zeigt, dass bei 32 % der Erkrankten eine oder mehrere psychische Erkrankungen parallel diagnostiziert wurden. Die häufigste Parallel-Erkrankung (Komorbidität) ist die Depression mit einer Rate von 6,5 bis 17 %. Knapp dahinter finden sich Angststörungen mit einer Komorbiditätsrate von 10 bis 15 % und Anpassungsstörungen mit 12,5 % (Krebber et al 2014, Mehnert et al 2014).

Unbehandelte psychische Belastungen beeinflussen nicht nur den Krankheitsverlauf negativ, sondern auch das körperliche Wohlbefinden, die Lebensqualität und auch die Beziehung zu uns nahestehenden Menschen. 

Derzeit nehmen in Deutschland nur circa 20 % aller Krebspatient*innen psychoonkologische Unterstützung in Anspruch. In Österreich sind es nur circa 10 %.  Lassen Sie uns gemeinsam mehr werden, reden wir miteinander! Helga hat sich zum Ziel gesetzt, Betroffenen und Angehörigen ein Angebot zu schnüren, dass ihnen erlaubt, psychoonkologische Unterstützung einfach, schnell und kostengünstig in Anspruch zu nehmen! Starten Sie mit einer kostenlosen Erstberatung.

Interessante Studienergebnisse

Tschuschke 2011

Eine Literatursichtung von 104 Studien mit mehreren Tausend Patient*innen mit unterschiedlichsten Krebserkrankungen zeigte, dass das Ausmaß der Lebensqualität ein unabhängiger Prädiktor von Überlebenszeit ist.

Greenlee et al 2014

Metaanalyse über 203 wissenschaftliche Arbeiten: Stressmanagement senkt Angst, Depressivität und Müdigkeit und steigert die Lebensqualität von Krebspatient*innen nachhaltig.

Cohen et al 2012

Depression/Cortisolspiegel/Mortalität – es wurde gezeigt, dass es einen Zusammenhang zwischen Depression, schwankenden Cortisolspiegel und einer erhöhten Sterblichkeitsrate bei Patienten mit Nierenzellkarzinom gibt.

Fox et al 2013

Folgewirkungen von Angst – in einer Fallstudie an 40.000 Frauen mit Brustkrebs wurde gezeigt, dass Betroffene mit signifikanten Ängsten im Vergleich zu angstfreien Patient*innen häufiger postoperative Komplikationen erleiden und durchschnittlich 3 Tage länger im Krankenhaus verweilen.

E-Journal für biopsychosoziale Dialoge in Psychosomatischer Medizin, Psychotherapie, Supervision und Beratung

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Literaturhinweise:

1 Tschuschke, V. (2011). Psychoonkologie. Psychologische Aspekte der Entstehung und Bewältigung von Krebs. (3. Aufl.) Stuttgart: Schattauer.

2 Greenlee, H., Balneaves, L. G., Carlson, L. E., Cohen, M., Deng, G., & Hershman, D. (2014). Clinical practice guidelines on the use of integrative therapies as supportive care in patients treated for breast cancer. Journal of the National Cancer Institute. Monographs, 2014(50), 346–358.

3 Cohen, L., Cole, S. W., Sood, A. K., Prinsloo, S., Kirschbaum, C., Arevalo, J. M., & Pisters, L. (2012). Depressive Symptoms and Cortisol Rhythmicity Predict Survival in Patients with Renal Cell Carcinoma: Role of Inflammatory Signaling. PLOS ONE, 7(8), e42324.

4 Fox, J. P., Philip, E. J., Gross, C. P., Desai, R. A., Killelea, B., & Desai, M. M. (2013). Associations Between Mental Health and Surgical Outcomes Among Women Undergoing Mastectomy for Cancer. The Breast Journal ,19(3), 276–284.

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