Psychologische Hilfe für Angehörige von Krebspatienten

Psychologische Hilfe für Angehörige von Krebspatienten

Eine Krebsdiagnose betrifft nicht nur den einen Menschen. Die Erkrankung betrifft die gesamte Familie, den Freundeskreis, die Kollegenschaft, letztendlich alle Menschen im Umfeld. Die Betroffenen selbst, die Partner und ihre Familien sind über alle Maßen gefordert, sich an das Leben mit der Krankheit anzupassen. 

Eine Umfrage zeigte, dass der größte Bedarf an Unterstützung liegt bei folgenden Themen vorliegt:

  • Ungewissheit
  • Traurigkeit
  • Angst vor dem Fortschreiten der Erkrankung
  • Erhalt einer positiven Sichtweise

Mit den richtigen Bewältigungsstrategien können Familienmitglieder jedoch in der Lage sein, einander durch schwierige Zeiten zu begleiten.

In diesem Blogartikel möchten wir einige Tipps geben, wie Sie einen geliebten Menschen, der eine Krebsdiagnose erhalten hat, unterstützen und Kraft geben können.

Krebs ist auch eine Erkrankung der Familie

Die Diagnose Krebs kommt sprichwörtlich aus dem Nichts. Es ist unmöglich sich darauf vorzubereiten. Jedes einzelne Familienmitglied leidet darunter und ist  betroffen. Neben den emotionalen Herausforderungen kommen zahlreiche praktische Probleme  auf eine Familie zu wie z.B. Wer kümmert sich um die Obsorge der Kinder, wie gestaltet sich die Partnerschaft, wie organisiert man den Alltag neu und wer übernimmt welche Rollen?

Offener und ehrlicher Austausch sind die Basis für die Neuorganisation des familiären Lebens

Vielen Angehörigen von Krebspatienten fällt es schwer, die richtigen Worte zu finden, aber Ehrlichkeit ist in schwierigen Zeiten besonders wichtig. Versuchen Sie offen zu sein und Ihre Gefühle auch zu verbalisieren. Natürlich haben Sie Angst, aber es ist wichtig, dass Ihr Familienmitglied Geborgenheit spürt und weiß, dass er/sie nicht allein ist. Erinnern Sie Ihr Familienmitglied daran, wie viel es Ihnen bedeutet und dass Sie das gemeinsam schaffen werden. 

Sprachlosigkeit überwinden

Der liebevolle Austausch ist überschattet. Die Diagnose löst so viele Sorgen und Ängste aus, dass auch die Gespräche innerhalb einer Familie stark beeinflusst sind. Plötzlich weiß man nicht mehr, wie man miteinander umgehen soll. Sehr häufig, möchte man sich gegenseitig nicht noch weiter belasten. Aber unausgesprochene Gefühle wiegen um ein Vielfaches schwerer!

Seien Sie daher ein guter Zuhörer und geben Sie unumwunden zu, dass auch Sie Sorgen und Ängste spüren. Obwohl es wirklich sehr herausfordernde Zeiten sind, werden Sie entdecken, dass sie als Familie in dieser Zeit lernen und wachsen werden. Lassen Sie sich nicht von Ängsten und Sorgen der Unsicherheit überwältigen. Versuchen Sie, sich zu einem starken Team zu verbinden und unterstützen Sie Ihr Familienmitglied dabei, die besten Entscheidungen für sich zu treffen.

Familie und Freunde zusammen bei einer Krebserkrankung

Achtsam mit Tipps umgehen

Es ist wichtig, dass Ihr Familienmitglied weiß, dass Sie es unterstützen und durch diese schwierige Zeit begleiten. Vermeiden Sie es aber, Ihre Liebsten mit gutgemeinten Tipps  zu bedrängen oder gar zu kritisieren. 

Im Zuge einer Krebserkrankung kann es auch dazu kommen, dass unterschiedliche Familienmitglieder unterschiedliche Informationsbedürfnisse haben. Der oder die Betroffene selbst möchte eventuell gar nicht so viel über die Krebserkrankung wissen, die Familienmitglieder hingegen schon oder umgekehrt. Das kann zu Spannungen innerhalb der Familie führen und den Umgang miteinander erschweren.

Gemeinsam und im guten Austausch mit dem betreuenden Ärzteteam kann für mehr Sicherheit rund um anstehende Entscheidungen und Erwartungshaltungen gesorgt werden.

Warum auch Angehörige psychoonkologische Unterstützung in Anspruch nehmen sollten

Wenn ein geliebter Mensch die Diagnose Krebs erhält, ist das für Angehörige ein schwerer Schlag. Manchmal kann es schwierig sein, das richtige Maß an Empathie, Fürsorge und Unterstützung zu finden. Alle müssen sich erst einmal an die Situation gewöhnen und versuchen, in dieser schwierigen Zeit gegenseitig Unterstützung und Ermutigung zu geben. Es ist unter anderem auch wichtig, dass Angehörige Verständnis dafür zeigen, dass das, was sie für das erkrankte Familienmitglied tun, nicht immer so wertgeschätzt wird, wie sie es gerne hätten. 

In solchen Situationen ist es für Angehörige auch wichtig, an sich selbst zu denken und für sich selbst zu sorgen. Die eigenen Bedürfnisse ernst zu nehmen, zu schauen, was man braucht und sich dafür nicht zu schämen, Hilfe zu suchen, sind elementare Themen für Angehörige. Geht es doch darum, die eigenen Ressourcen aufrechtzuerhalten. Denn im Mittelpunkt steht der betroffene Patient mit seinen Bedürfnissen.

Angehörige können auch eine psychoonkologische Begleitung Online gebrauchen

Psychoonkologen betreuen auch Angehörige

Professionelle Berater – in diesem Fall sind das Fachkräfte der Psychoonkologie –  können Ihnen helfen, Ihre Gefühle und Gedanken besser zu verstehen und damit zu akzeptieren. Psychoonkologische Unterstützung kann beispielsweise dabei helfen, eine Balance zwischen den eigenen Bedürfnissen und denen des erkrankten Familienmitglieds zu finden. 

Sie werden besser verstehen, wie Krebs die familiären Beziehungen beeinflusst und lernen, wie Sie Ihr Familienmitglied unterstützen können. Ein psychoonkologischer Begleiter kann Ihnen helfen, Ihre eigene Wahrnehmung zu schärfen und eine neue Sichtweise zu entwickeln, die Ihnen hilft, das Beste aus einer schwierigen Situation zu machen. Mit der richtigen Unterstützung werden Sie in der Lage sein, Ihr Familienmitglied zu unterstützen und gleichzeitig sich selbst zu stärken.

Wie helfen Psychoonkologen nach der Krebsdiagnose

In der ersten Phase, dem Zeitpunkt rund um die Diagnosestellung, steht z.B. das Thema „Verständnis“ im Mittelpunkt. Zum einen geht es  darum, ob alle Familienmitglieder die Diagnose, eventuell bereits die ersten Behandlungsmaßnahmen ausreichend verstanden haben. Zum anderen um das Verständnis zu den nun notwendigen Änderungen innerhalb des „Systems“ Familie. Es kann jetzt vielleicht wichtig sein, “Rollen” neu zu verteilen. Wer kann welche Aufgaben besonders gut übernehmen. Eine der ersten Fragen, die hier geklärt gehören, ist die Frage, wer unterstützt und begleitet während der Therapie. Ein kompetenter Psychoonkologe hilft Ihnen dabei, die eigene familiäre Situation gut zu managen. 

Psychonkologische Begleitung bei Helga finden

Die Plattform helgahilft.com bietet psychoonkolgische Unterstützung in unterschiedlichen Formaten an. So können Sie z.B. in einer 1:1 Beratung mit einer Psychoonkologin von Helga ihre persönlichen Anliegen im Zusammenhang mit der Begleitung eines Familienmitglieds besprechen. 

Die individuelle Beratung findet mittels Videokonferenz statt. Damit ist das Service zeitnah buchbar, eine erste kostenlose Beratung kann innerhalb von 7 Tagen stattfinden. Zusätzlich spart man sich Zeit und Kosten für den Anfahrtsweg und kann die Gespräche vom eigenen Zuhause aus durchführen. 

Alle Helga-Psychoonkologinnen verfügen über die von der Deutschen Krebsgesellschaft zertifizierten Ausbildung “Psychoonkologie” und haben jahrelange Erfahrung in der Begleitung von Angehörigen und Betroffenen.

Wenn Sie Interesse an einer kostenlosen Erstberatung haben, dann klicken Sie hier.

Zusätzlich zu den individuellen Gesprächen bietet Helga auch kostenlose Webinare und Austauschmöglichkeiten an. Mehr zu den Themen und Terminen finden Sie hier.

Krebsberatung für Krebspatienten & Angehörige

5 Tipps für einen guten Umgang mit dem Thema Krebs im Austausch mit Ihren Lieben

1. Versuchen Sie offen zu sein und verbalisieren Sie Gefühle

Einer der wichtigsten Schritte, die Sie unternehmen können, um ein geliebtes Familienmitglied zu unterstützen, das mit Krebs diagnostiziert wurde, ist, emotional beizustehen und Mitgefühl zu zeigen. Es ist wichtig, dass Ihr Familienmitglied spürt, dass Sie die aufkommenden Gefühle – egal ob Ängste, Trauer, Wut oder Frustrationen – verstehen und akzeptieren. 

Es ist oft schwierig, das Richtige zu sagen. Wenn man sich nicht sicher ist, was man sagen soll, kann es helfen, einfach nur zuzuhören. Sie können außerdem mit kleinen persönlichen Gesten, wie zum Beispiel einer Umarmung, einem Kompliment oder einem Geschenk Ihre Gefühle ausdrücken. 

Ein weiterer wichtiger Punkt ist, ein gesundes Gleichgewicht zu bewahren. Sorgen Sie für eine positive Umgebung und eine Balance zwischen verbindlichen und erholsamen Aktivitäten. Ihr Familienmitglied wird sich außerdem geschätzt und unterstützt fühlen, wenn Sie bei den Behandlungen anwesend sind.

Gleichgewicht bei einer Krebserkrankung finden

2. Respektieren Sie Entscheidungen und Freiräume

Es ist normal, dass Sie sich Sorgen machen. Denken Sie aber daran, dass Sie ihren Liebsten nicht alles abnehmen können. Es ist wichtig, auch einen entsprechenden Freiraum zu geben, der notwendig ist, um eben eigene Entscheidungen zu treffen, sich um sich selbst zu kümmern und eigene Freunde zu treffen. 

Es ist eine schwere Zeit, wenn jemand, den wir lieben, mit Krebs diagnostiziert wurde. Wir möchten in solchen Zeiten gern unterstützen und helfen, aber es ist auch wichtig zu verstehen, dass jeder sein eigenes Leben und seine eigenen Entscheidungen zu treffen hat.

Respektieren Sie deshalb stets die Entscheidungen, die Ihr  Familienmitglied trifft. Ermutigen Sie Ihr Familienmitglied, über aufkommende Gefühle zu sprechen und unterstützen Sie jeglichen Erfahrungsaustausch. Jeder Mensch ist anders und es gibt kein richtig oder falsch, wenn es darum geht, wie jemand mit der Krankheit umgeht. Seien Sie da, wenn Sie gebraucht werden, aber gewähren Sie auch den Betroffenen den nötigen Freiraum, zu eigenständigen Entscheidungen und selbstbestimmten Handeln.

Schwierige Entscheidungen bei einer Krebserkrankung

3. Bieten Sie Hilfe auf praktischer Ebene an, beim Arztbesuch oder beim Einkaufen

Die Diagnose Krebs stellt das Leben von Patienten und Angehörigen auf den Kopf. Daher ist es besonders wichtig, immer daran zu denken, dass praktische Unterstützung vonnöten sein kann. Dinge wie gemeinsame Arztbesuche, Einkäufe erledigen, eine ordentliche Mahlzeit zubereiten oder einfach nur zuhören können eine immense Unterstützung sein. Auch einfache Dinge, wie das Abholen des Rezepts oder die Organisation eines Terminkalenders, können eine große Hilfe sein, besonders wenn das Immunsystem durch die Behandlung geschwächt ist.

Versuchen Sie dabei, alle Hilfen, die Sie anbieten, auch wirklich durchzuziehen. Es ist wichtig, dass Ihr Familienmitglied spürt, dass er sich auf Sie verlassen kann. Auch wenn es manchmal schwerfällt, sich mit dem Thema Krebs auseinanderzusetzen, ist es wichtig, dass Sie Ihren Partner nicht alleine lassen. Zeigen Sie, dass Sie da sind und dass die Übernahme alltäglicher Dinge gar kein Problem ist. 

Hilfe in Alltagstätigkeiten bei einer Krebserkrankung

4. Zeigen Sie Geduld, auch in schwierigen Zeiten

Zum Thema Geduld gibt es einen schönen Spruch: Geduld ist nicht einfach die Fähigkeit zu warten, es ist die Haltung, die wir währenddessen einnehmen und wie wir uns dabei verhalten. Der Weg der Genesung nach einer Krebsdiagnose ist langwierig und steinig. Helfen Sie Ihren Liebsten, indem Sie sich in Geduld üben und unterstützen Sie, wo notwendig. 

Bei einer Krebserkrankung als Betroffene und Angehörige geduldig bleiben

5. Für wertvolle Momente sorgen

Ein wichtiges Thema in dieser schwierigen Zeit ist die Gestaltung kleiner, gemeinsamer “krebsfreier” Zeiten. Ergreifen Sie die Initiative und gehen Sie gemeinsam spazieren oder unternehmen Sie kleine oder größere Aktivitäten, die Ihnen allen Freude bereiten. 

Zeigen Sie aber auch Verständnis, wenn Ihr Familienmitglied nicht die gleiche Energie wie zuvor hat und machen Sie ihm/ihr bewusst, dass Sie da sind, auch in schwierigen Zeiten. 

Seien Sie auch offen dafür, neue Dinge zu versuchen, um die familiäre Beziehung zu stärken und ein Gefühl der Sicherheit und Geborgenheit zu geben.

Wie geht es Kindern?

Auch im Umgang mit Kindern ist es wichtig, einen offenen und ehrlichen Umgang mit der Erkrankung zu pflegen. Kinder haben die feinsten Antennen und spüren die Veränderung. Abhängig vom Alter der Kinder macht es Sinn, die Informationen entsprechend anzupassen. 

Bei kleinen Kindern geht es stark darum, wer sie umsorgt und dass hier weiterhin Sicherheit und Geborgenheit vermittelt wird. Eventuell übernehmen andere Familienmitglieder einige Aufgaben. 

Mit etwas älteren Kindern sollte man offen über Diagnosen – mit kindgerechter Sprache – reden. Organisationen wie die Deutsche und die Österreichische Krebshilfe stellen sehr informative Unterlagen zu diesem Thema zur Verfügung.

3 Tipps, die eigenen Ressourcen wieder aufzubauen

Wenn Sie einen nahestehenden Menschen unterstützen, kann es gut sein, dass Sie sich dabei selbst als unzulänglich wahrnehmen oder das Gefühl haben, es ist einfach zu wenig. Es geht auch darum, in die eigene Unterstützer-Rolle hineinzuwachsen und dabei von Anfang an auch darauf zu achten, mit den eigenen Ressourcen gut umzugehen. 

1. Achten Sie auf Ihre Grundbedürfnisse

Wir haben alle schon Phasen erlebt, in denen wir unsere Grundbedürfnisse außer Acht gelassen haben. Die Ernährung ist uns nicht immer gleich wichtig, manchmal achten wir auch nicht auf ausreichend Schlaf, weil wir es vielleicht am Wochenende nachholen wollen. 

Rund um die Unterstützung und eventuell auch Pflege eines krebskranken Familienmitglieds ist es jedoch sehr wichtig, die eigenen Grundbedürfnisse gut im Auge zu behalten. Dazu zählen in erster Linie ausreichend Schlaf, gesunde Ernährung, regelmäßige Bewegung und natürlich auch die Aufrechterhaltung von sozialen Kontakten. Auch wenn es nun weniger Zeit für Freunde und Bekannte gibt. Versuchen Sie trotzdem ein Mindestmaß an sozialen Kontakten zu halten, die Ihnen wiederum Kraft und Energie geben. Sie werden es benötigen.

Spaziergang mit den Angehörigen im Wald bei einer Krebserkrankung

2. Grenzen setzen – nicht einfach, aber wichtig

Der achtsame Umgang mit dem eigenen Leben ist die Grundvoraussetzung, dass Sie Ihr Familienmitglied gut durch diese herausfordernde Zeit begleiten können. Wenn Sie das Gefühl haben, dass Sie ihre Grenzen bereits spüren, dann suchen Sie Unterstützung auf. Das kann z.B. ein Termin bei einem Psychoonkologen sein.

3. Die eigene Erwartungshaltung im Griff haben

Versuchen Sie keine Erwartungshaltung an den Verlauf der Erkrankung zu haben. Das Leben im Hier und Jetzt ist für alle Beteiligten am wirkungsvollsten. Es ist auszuschließen, dass der Behandlungs- und Heilungsprozess vorhersagbar ist oder linear verläuft. Es wird gute Zeiten geben, die wiederum von schlechten Tagen gefolgt werden. Wenn Sie es schaffen, mit diesen Schwankungen gut umzugehen, dann kann sich das auch auf Ihre Liebsten auswirken.

QUELLEN

  • www.krebshilfe.de
  • krebsgesellschaft.de
  • krebshilfe.net
  • Volker Tschuschke, Psychoonkologie praktizieren – Welche Hilfe wann und bei wem?
  • Julie Smith, Tools für mentale Gesundheit
  • Rosenberger C et al, Angehörige und Patienten in der ambulanten psychoonkologischen Versorgung: Zugangswege, psychische Belastungen und Unterstützungsbedürfnisse
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1 Kommentar zu „Psychologische Hilfe für Angehörige von Krebspatienten“

  1. Vielen Dank für die so wertvollen Tipps. Auch ich begleite ein Familienmitglied durch eine schwere Zeit und alles, was im Artikel beschrieben wird, ist sehr hilfreich für den Umgang mit dem Krebs. Für mich war es auch sehr wichtig psychoonklogische Hilfe in Anspruch zu nehmen und mich zu informieren, wie ich mein Familienmitglied unterstützen kann. Zum Beispiel, das Organisieren einer Reha war für das Familienmitglied nach der Krebsbehandlung sehr wohltuend.

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